Berner Forscher finden Jungbrunnen: Daraus könnte es Medikamente für ein gesünderes Alter geben

Berner Forscher finden Jungbrunnen: Daraus könnte es Medikamente für ein gesünderes Alter geben

Mit einer neuartigen Zelltherapie ist es Berner Forscher gelungen, alte Mäuse einer Verjüngungskur zu unterziehen. Sie wurden fitter und ihr Immunsystem verbesserte sich. Daraus könnte es Medikamente für ein gesünderes Alter geben. Entscheidend ist das Bauchfett.

Weil im Alter das Immunsystem schwächer wird, werden Menschen über 65 automatisch zu den Covid-19-Risikopersonen gezählt. Die Schwächung ist ein kontinuierlicher Prozess, der unter anderem dazu führt, dass der ältere Körper auf Infektionen empfindlicher ist und auch Impfungen nicht mehr so gut annimmt. Neben den immunologischen Verlusten kommt es im Alter auch oft zu Muskelschwäche, was die Lebensqualität einschränkt.
Vermutet wird schon lange, dass chronische Entzündungen wesentlich zum Alterungsprozess und den damit verbundenen Erkrankungen beitragen. Eine internationale Studie unter Leitung der Universität Bern konnte nun erstmals zeigen, dass Bauchfett massgeblich an der Entstehung von Entzündungen beteiligt ist

Entzündungen führen zum Altersprozess
Nach dieser ersten Erkenntnis untersuchten Eggel und Noti auch, ob es möglich ist, altersbedingte Degenerationen rückgängig zu machen. «Wir haben bei jüngeren Tieren Eosionphile isoliert und diesen älteren Tieren gespritzt. So konnten wir die Entzündungsstoffe abregulieren. Der Zelltransfer führte zu einem verjüngenden Effekt. Die älteren Tiere hatten danach viele bessere Muskelstärke, Ausdauer und zeigten eine verbesserte Impfantwort. Bei älteren Menschen ist das oft ein Problem, dass sie auf Impfungen zu schwach reagieren», sagt Alexander Eggel vom Departement für BioMedical Research der Uni Bern. Mit diesem Transfer der Eosinophile konnten bei den älteren Tieren nicht nur die Entzündungen im Bauchfett, sondern im ganzen Körper unterdrückt werden.

Ein gesundes Leben im Alter
Der Zell-Transfer hat somit eine verjüngende Wirkung auf den alternden Organismus. «Um das klar zu sagen. Es geht hier nicht um den Urtraum des Menschen nach ewigem Leben, sondern darum, im Alter ein gesundes Leben zu ermöglichen», sagt Eggel. «Unsere Resultate zeigen deutlich auf, dass der Alterungsprozess und die damit verbundenen degenerativen Begleiterscheinungen plastischer sind als bisher angenommen», erklärt Noti. Die im Tiermodell beobachtete Verschiebung der Immunzell-Balance im Fettgewebe konnten die Berner Forscher auch beim Menschen bestätigen.
Bei Bauchfett denkt man sofort an Übergewicht. Dabei ging es in dieser Studie aber nicht. «Wir zeigten nur, dass es im Alter zu einer Umverteilung des Fetts kommt. Es sammelt sich im Bauchraum an und wird zum chronischen Entzündungsherd, wenn die Zahl der Eosinophile sinkt», sagt Eggel. Unabhängig davon, ob der Bauch dick oder dünn ist.

Zelltherapie eignet sich weniger für Menschen
Aus den Erkenntnissen der im Fachjournal «Nature Metabolism» veröffentlichten Studie soll dereinst eine Therapie entstehen. «Mit den Mäusen haben wir eine Zelltherapie gemacht, beim Menschen eignet sich das nicht sehr gut», sagt Eggel. Zuerst gehe es nun darum herauszufinden, welchen Wirkstoff die Eosionophile im Fett produzieren, damit es zu den verjüngenden Effekten kommt. Sobald man das genau wisse, könne man danach ein gezieltes Medikament aus diesem Wirkstoff herstellen. Vermutet wird, dass sogenannte Typ2-Zytokine den anti-entzündlichen Effekt induzieren. «Wir gehen davon, dass mit einem solchen Wirkstoff die Effekte, die wir beim Tier gesehen haben, auch bei Menschen im Alter erreicht werden.» Die Universität Bern hat mit dieser über zehn Jahre dauernden Studie die Grundlagen geliefert, für ein zukünftiges Medikament bräuchte es nun das Interesse einer Pharmafirma, die daraus einen Wirkstoff herstellt und diesen im Rahmen von klinischen Studien beim Menschen prüft

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